"Schon wieder Regen!" gelangweilt schaute
Bommel aus dem Fenster. Die Zweibeiner da unten auf der
Straße sind schon komisch, warum rennen die nur bei
diesem miesen Wetter da draußen rum? Bommel war einer von diesen kleinen, typischen Stadthunden, von denen keiner genau sagen konnte, wo sie eigentlich mal ihren Stammbaum hatten. Auf alle Fälle hatte er alle guten und liebenswerten Eigenschaften eines Hundes in sich. " Wo Herrchen nur bleibt?" War da nicht ein Geräusch an der Tür? Bommel setzte seine kleinen, etwas zu kurz geratenen Beinchen in Bewegung und rannte zur Tür. Aber es passierte nichts! War wohl nur die Nachbarin und die hatte Bommel heute schon gesehen, schließlich ging sie, seit das Frauchen für immer ausgezogen war, mit ihm jeden Tag lange spazieren. Ein wenig traurig tapste er zurück in die Küche, setzte sich auf das Fensterbrett und beobachtete die Regentropfen die an´s Fenster klatschten. Und das war sooo schrecklich ermüdend, dass er bald darauf irgendwann einschlief.
"Bommel! Na du bist mir ja ein Wachhund!"
Herrchen war da! Und er hatte es verpennt! "Kurzer,
ich hab eine Überraschung für dich!" Bommel
spitzte die Ohren.. "Ich fahr nächste Woche in den
Urlaub und du kommst mit!" Was das Wort Urlaub
bedeutete wusste Bommel nicht, aber es schien was Tolles
zu sein, denn sein Herrchen strahlte so. Chris, so hieß
sein Herrchen, ging telefonieren. " ... ja Susann,
es hat geklappt, ich habe ab Montag zwei Wochen Urlaub.
Ich freu mich schon so auf dich, zehn Jahre sind ja auch
eine lange Zeit..."
"Na komm schon Kurzer! Ich will endlich los!" Aufgeregt sprang Bommel auf den Rücksitz des Wagens. Dort wo sie hinfahren würden, gibt es ganz viele Tiere und Wald und große Wiesen zum toben. Sein Herrchen hatte ihm inzwischen schon so viel erzählt. "Was für ein schöner Tag" dachte sich Bommel " die Sonne scheint, Auto fahren ist toll und wir machen Urlaub, was auch immer das ist!..." Am Anfang der Fahrt blickte Bommel noch aus dem Fenster des Autos; wissbegierig, und nichts sollte seinen kleinen brauen, klugen Knopfaugen entgehen! Doch die Fahrt dauerte Stunden und die Musik die Chris laufen hatte, animierte auch nicht gerade zum wach bleiben, aber er gab sich Mühe. Die Landschaft die am Fenster vorbeiflog wechselte vom Flachland langsam in eine hügelige und später bergige Landschaft. Bommel kannte bis zu diesem Augenblick nur die Stadt und er war tief beeindruckt.
Dann endlich schien die Fahrt ein Ende zu haben. Chris fuhr ein einem kleinen Dorf abseits in ein Gehöft. Bommel sprang vorsichtig aus dem Wagen und hob die Nase in die Luft. Oh Mann, das riecht ja toll hier ! Nach Hund und Katze... aber was verbarg sich hinter den anderen Gerüchen??? Vorsichtig schaute er sich um und um ein Haar wäre er mit einem "Riesenkopf" zusammengestoßen. Hilfe! Was war das denn??? So ein großes braunes "ETWAS", mit langen Beinen und so enorm groß! Und riesigen Nasenlöchern! Bommel sprang entsetzt zurück in´s Auto. Das war also "der Urlaub" - ein übergroßer Vierbeiner?! Bommel vergrub seine kleine Nase unter seinem Lieblingsplüschtier. Und jetzt fing sein Herrchen auch noch an zu lachen. Nein, das war eindeutig zu viel für Bommel! "Nun komm schon raus Kurzer! Das ist doch kein Ungeheuer, das ist ein Pferd und sein Name ist Otto." Vorsichtig hob Bommel den Kopf. Jetzt ging sein Herrchen wirklich zu dem Riesen und streichelte dem Dingsda, äh, Pferd, über dem Kopf und über die Nasenlöcher!!!
Im diesem Moment öffnete sich die Tür zum Haus und eine große, junge Frau kam auf die beiden freudestrahlend zugelaufen. An der Tür zum Haus hing ein Schild "Tierarztpraxis Dr. S. Brunner". Bommel wurde etwas mulmig. "Chris, Chris, ich glaub´s nicht, du hast dich ja überhaupt nicht verändert!" und dann umarmte sie auch noch das Herrchen. Bommel beobachtete diese Szene immer noch vom Auto aus. Ob das diese Susann war? In diesem Augenblick wurde Bommel abgelenkt. Er hatte nämlich tierischen Besuch im Wagen bekommen. Was war das denn - graugetigert, auf vier Pfoten und mit langen Schwanz??? Eine Katze!!! Bommel war völlig perplex. Und jetzt schnupperte diese Mieze auch noch an ihm rum! Komisch, zuhause haben diese Brüder immer einen Buckel gemacht, gefaucht und das Weite gesucht, wenn sie ihn auf der Straße getroffen haben. Hier schien wohl alles völlig anders zu sein als in der Stadt?
Die folgenden zwei Wochen vergingen wie im Flug. Auf dem Hof gab es jede Menge zu entdecken und Bommel lernte, dass es noch viele andere Tiere auf der Welt gab, mit denen sich ganz ordentlich zusammenleben lassen konnte, egal ob sie ein Fell oder ein Federkleid hatten. Und es war toll, durch den Wald oder über die Felder zu jagen, ohne Leine und ohne Angst, das da ein Auto zu schnell kommt. Und Luft roch hier so gut!!! Es gab Gänseblümchen und Ameisenhaufen zu erforschen und die Erfahrungen die Bommel dabei sammelte, wird er wohl nie vergessen! Herrchens Bekannte Susann entpuppte sich auch als ein ganz netter Zweibeiner, der Bommel ganz oft knuddelte und lieb zu ihm war.. Außerdem war da ja noch ein menschlicher Welpe auf dem Hof, 6 Jahre alt, den alle Moritz nannten und der Sohn von Susann war. Den mochte Bommel besonders gern. Er fühlte sich einfach wohl und nie zuvor war er glücklicher. Hier konnte er so richtig Hund sein!
Der letzte Abend war gekommen. Bommel lag gemeinsam
mit Kater Felix auf der Ofenbank und das Feuer im Kamin
knisterte. Vorsichtig hob er eine Braue hoch und
beobachtete sein Herrchen, der mit Susann am Küchentisch
saß. Komisch wie das Herrchen sie ansah! Aber es wird
schon in Ordnung gehen, dachte sich Bommel und der Tag
war ja so anstrengend... Hühner durch die Gegend
scheuchen, Maulwurfshügel erforschen, Kienäpfel kosten
...
Die folgenden Wochen waren für Hund und Herrchen der
pure Stress. Kisten packen, Möbel abbauen etc. Und dann
war er da, der Tag. An dem Chris wieder sagte" na
komm schon, Kurzer, ich will endlich los!""
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